Die Quick-Win-Falle: Wie sich die Interim-Branche selbst entwertet

Störgefühl

Die Interim-Branche läuft Gefahr, oberflächlich zu werden.

Wir leben in einer Quick-Win-Gesellschaft. Alles muss sofort sichtbar sein, messbar, vorzeigbar. Doch genau das wird für das Interim-Management zum Problem und führt zu einer schleichenden Entwertung unseres Berufsbildes.
Denn: Wer Interim-Management über schnelle Effekte definiert, definiert es zu klein.

Ja: Quick Wins gehören zur Anfangsphase. Sie schaffen Vertrauen, Orientierung, Energie.
Aber wenn sich ein Mandat nur daran misst, was in den ersten zwei Wochen sichtbar ist, passiert Folgendes:

  • Komplexität wird ausgeblendet.
  • Risiken werden übersehen.
  • Kulturelle Muster bleiben unangetastet.
  • Stakeholder-Dynamiken werden falsch eingeordnet.
  • Aktion ersetzt Analyse.
  • Tempo verdrängt Tiefe.

Genau diese Risiken beschreibe ich regelmäßig hier im Blog Interimistics – ob bei Erwartungsmanagement, Stakeholder-Analyse, Risikomustern im C-Level, systemischen Wechselwirkungen oder Hidden Talk in Meetings.

Meine Botschaft durchweg:

Das eigentliche Mandat beginnt erst nach dem Quick-Win.

Interim Management ist keine Reparatur auf Zeit.
Es ist Führung auf Zeit.

Und Führung bedeutet:

  • Risiken erkennen, nicht ignorieren.
  • Zusammenhänge verstehen, nicht nur Symptome behandeln.
  • Systemische Verwerfungen sichtbar machen, bevor sie Wirkung entfalten.
  • Stakeholder einbinden, statt an ihnen vorbeizumänövieren.
  • Veränderung verankern, nicht nur Maßnahmen setzen.

Veränderung verankern, nicht nur Maßnahmen setzen
Das ist die substanziellste Form von Leistung, die ein Interim Manager erbringen kann:
Wirkung, die bleibt. Nicht Wirkung, die nur schnell beeindruckt.

Die Gefahr für unsere Branche: Es entsteht ein falsches Bild.
Wenn Interim Manager sich zu stark über Quick-Wins verkaufen, entsteht am Markt ein verzerrtes Bild:

  • Oberflächliche Lösungsanbieter statt systemische Problemlöser.
  • Effekthascher statt Verantwortliche auf Zeit.
  • Tempo-Manager statt Transformationspartner.

Das trifft die Reputation der gesamten Disziplin.
Es schwächt unseren Wert.
Und es reduziert ein anspruchsvolles Führungsmandat zu einer taktischen Maßnahme.

Fazit

Meine klare Botschaft:
1. Quick-Wins sind der Einstieg.
2. Substanz ist der Unterschied.
3. Veränderung ist der Auftrag.

Ein Interim Manager, der nur schnell liefert, liefert am Ende zu wenig.
Ein Interim Manager, der nachhaltig verankert, stärkt das Unternehmen. Und unsere ganze Branche.