Wer sich heute als Manager mit einem klaren eigenen Profil behaupten will, steht vor einer paradoxen Herausforderung: Sichtbarkeit war noch nie so einfach – und noch nie so wirkungslos. Gerade selbstständige Dienstleister wie Interim Manager sind darauf angewiesen, dass nicht nur ihr Leistungsangebot, sondern vor allem ihr persönliches Managerprofil Gehör, Vertrauen und Resonanz findet. Nur so entsteht ein tragfähiges Netzwerk, nur so entstehen Mandate, Verantwortung, Führung.
Doch Kompetenz und Erfahrung sichtbar zu machen, reicht längst nicht mehr. KI füllt jeden Zwischenraum. Provider fluten den Markt mit austauschbaren Postings. Manager senden täglich Inhalte in die Feeds – doch kaum jemand liest, reflektiert oder antwortet. Das Überangebot täuscht Fülle vor und erzeugt doch Leere: Kommunikation wirkt reichhaltig und bleibt oft ohne Wirkung.
Profile leben heute nicht von Präsenz.
Sie leben davon, etwas auszulösen – eine innere Reaktion, ein Wiedererkennen, eine unmittelbare Relevanz.
Genau das ist schwieriger geworden. Und gleichzeitig wertvoller denn je.
Wie also schärft man ein Managerprofil, das in dieser überfüllten Kommunikationslandschaft noch trägt?
Warum Resonanz heute entscheidend ist
Reichweite ist mechanisch. Resonanz ist menschlich.
Resonanz entsteht, wenn Inhalte etwas anstoßen: einen Gedanken, ein Gefühl, eine Klarheit. Wenn Menschen sich sagen: „Das passt zu unserer Lage.“ Oder: „Der versteht uns.“
In Zeiten KI-generierter Perfektion wird Resonanz zur eigentlichen Führungswährung.
Sie entscheidet, ob ein Profil:
- wahrgenommen wird,
- verstanden wird,
- und erinnert bleibt, vor allem im entscheidenden Moment.
Für Interim Manager ist das entscheidend: Mandate entstehen nicht durch Likes, sondern durch leises Wiedererkennen, zunächst im digitalen Raum und später dann analog im persönlichen Gespräch.
Eine Branche im Risiko: Content ohne Substanz beschädigt Vertrauen
Der Interim-Markt, an dessen Beispiel man viel lernen kann, ist in einer kritischen Phase: Viele Provider (Unternehmen, die Interim Manager vermitteln) veröffentlichen Content in Fließbandlogik, irgendwie glatt, generisch, ohne Haltung. Das schafft keine Orientierung, sondern Abnutzung. Provider decken nur 10 bis 15 % des Marktvolumens ab, aber dominieren die Branchenwahrnehmung mit PR-Getöse.
Wenn eine Branche ihre Kommunikation in dieser Form entwertet, schwächt sie ihre eigene Glaubwürdigkeit.
Interim Management ist ein People Business. Es lebt besonders in den Bereichen Change und Transformation, Marketing, Kommunikation, Vertrieb und HR von Vertrauen, Urteilskraft und Persönlichkeit – nicht von austauschbaren Bildern und rhythmischen Posts.
Beziehungsmanagement im Zeitalter der Künstlichkeit
Technologie beschleunigt Kommunikation, aber sie vertieft keine Beziehungen. Das ist die Kehrseite des KI-Hypes. Viele Entscheider sind erreichbar, aber nicht mehr wirklich ansprechbar.
Stakeholderkommunikation – die tragende Säule jedes wirksamen Managements – wird gefiltert, automatisiert, quantifiziert.
Gerade in Transformations- und Krisensituationen zeigt sich jedoch, dass Erfolg nicht auf der technischen Ebene entsteht, sondern im menschlichen Resonanzraum:
- Führungsteams brauchen jemanden, der zuhört und einordnet.
- Organisationen brauchen jemanden, der Stimmungen erkennt, bevor sie kippen.
- Veränderungsprozesse brauchen jemanden, der Orientierung schafft – nicht Output.
KI kann Inhalte bereitstellen, aber sie kann keine Resonanz erzeugen, keine Beziehung stabilisieren, keine Zwischentöne lesen.
Darum braucht Führung heute: Wahrnehmung, Klarheit, Kontext zusammen.
Vom Kompetenzprofil zum Resonanzprofil
Kompetenz ist Grundvoraussetzung.
Erfahrung ist wertvoll.
Vorzeigbare Erfolge sind relevant.
Doch diese Elemente entfalten nur dann Wirkung, wenn sie resonanzfähig sind, das heißt wenn Menschen spüren, wie jemand denkt, deutet und Verantwortung übernimmt.
Ein modernes Managerprofil entsteht nicht daher durch Inhalte, sondern durch die Linie einer Person:
- Klarheit der Haltung, Werte und Überzeugungen
- Fähigkeit zur Einordnung
- Stil in der Kommunikation und im Verhalten
- Stabilität und Orientierung in unruhigen Zeiten
Resonanz entsteht aus Persönlichkeit, nicht aus Frequenz.
Wie ich zu meinen Themen komme – und wie ich persönlich auf Mehrwert achte
Meine Themen entstehen nicht aus einem Algorithmus, sondern aus dem, was ich in Organisationen erlebe: Führungslücken, Überforderung, Veränderungsdruck, Kommunikationsdefizite, kulturelle Spannungen.
Ich schreibe darüber, weil es relevant ist, weil diese Themen in Unternehmen auftreten und Klärung oder Aufmerksamkeit brauchen, weil Entscheider sie kennen und weil es Sinn stiftet, sie klar zu beleuchten.
Ich suche neue oder zu wenig beachtete Themen, Aspekte, Zusammenhänge oder oft auch nur einen neuen Spin in Diskussionen, die ständig geführt werden. So finde ich es zum Beispiel spannend,
- über neue Kommunikationsmethoden wie das Process Communication Model (PCM) begreifbar zu machen, wie Kommunikation funktioniert, wie es zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und zu Konflikten kommt und – immer mit positiv Intention – wie man Kommunikation als Instrument des Managements für den Projekt- und Unternehmenserfolg praktisch nutzen kann
- über vielfältige Führungsthemen bewusst zu machen, wie man Führungsverantwortung gestaltet
- die brennenden Themen in Wirtschaft und Gesellschaft mit den konkreten Herausforderungen im Management in Beziehung zu setzen, denn Unternehmens-und Lebensrealitäten sind nicht trennbar und Organisationen sind keine isolierten Parallelwelten, sondern Teil und Spiegel des täglichen Lebens der Menschen.
Ein Text ohne Botschaft ist kein Beitrag. Darum formuliere ich nichts, bevor ich selbst Klarheit habe, welchen Wert oder welche Perspektive ich anbieten will.
Diese Klarheit fehlt heute vielen Social-Media-Beiträgen.
Und genau deshalb verlieren sie ihre Wirkung.
Wie ich auf Überflutung und Tempo der Kommunikationswelt reagiere: Reduktion, Fokus, Verdichtung
In über 18 Jahren Interim Management habe ich mein Profil immer wieder weiterentwickelt.
Jede Phase, jede Transformation, jedes Mandat, aber auch neue gesellschaftliche Trends und Überzeugungen verlangen neue Nuancen.
Diese ständige Anpassung, oder sagen wir ruhig „Neuerfindung“, gehört für mich zum Berufsbild eines Managers, vor allem wenn er als selbstständiger Dienstleister Mehrwert bieten und Kundenbeziehungen gestalten will.
Aber die Mechanik hat sich heute verändert:
Es geht weniger um Sichtbarkeit als um Linientreue, Resonanzfähigkeit und Einordnungskraft.
Meine Konsequenzen:
1. Weniger Kanäle
Nur noch LinkedIn.
Alle anderen Plattformen wie Xing, Facebook oder X (Twitter) beobachte und bediene ich nur am Rande.
2. Weniger, aber tiefere Inhalte
Ich schreibe und publiziere weniger, aber substanziell. Inhalte um der Inhalte willen war noch nie meine Sache. Wenn ich mich auf etwas einlasse, und sei es nur ein Kommentar, dann nehme ich das Thema, den Kontext, den Absender ernst. Unreflektiertes „Heraushauen“ von Botschaften vermeide ich.
3. Website als Geschäftsmodell-Kompass
Eine Website im People Business muss das Geschäftsmodell erklären:
Was man tut, wie man arbeitet, wofür man steht. Sie ist ein Referenzraum, um Dialogpartnern digital und analog stets die Transparenz zu ermöglichen, mich als Manager und Person einordnen zu können.
Meine Webseite wordsvalues.de (alle paar Jahre grundlegend relauncht) ist daher ein systematisches Navigationsangebot: Business Cases, meine persönliche Haltung, konkrete Methodik, Kompetenzschwerpunkte und Referenzen.
4. Selektive Sichtbarkeit
Meine Themen:
Führung. Wandel. Kommunikation. Werte. Resonanz.
Nicht alles – nur das Wesentliche bzw. was ich aus meiner Perspektive und Erfahrung für wesentlich halte.
Reifeprofile brauchen andere Regeln
Ich beneide niemanden, der heute in einer Welt des ständigen Sendens und Nicht-Zuhörens neu auf den Markt tritt und sich mit seinem Profil etablieren will. Wenn das Profil gereift ist, wird es aber noch schwerer. Es gilt, eine erreichte Positionierung zu halten, weiterzuentwickeln und auch nach Jahren noch immer wieder neu mit Leben zu füllen. Dann geht es nicht mehr um Aufmerksamkeit, sondern um Orientierung, Erinnerung und Verlässlichkeit.
Ein reifes Profil braucht:
1. Orientierungskraft
Eine klare Linie, die Menschen durch Unsicherheit führt.
2. Resonanzfähigkeit
Themen so zu formulieren, dass sie innerlich andocken.
3. Beziehungstiefe
Nicht Netzwerke vergrößern, sondern Resonanzräume pflegen.
4. Kontextkompetenz
Die Fähigkeit, das Wesentliche zu deuten, statt nur Inhalte auszuspielen.
Diese Regeln erzeugen Wirkung, und zwar auch ohne hohe Frequenz.
Ein Wort zum Call-to-Action
Auch wenn alle Experten das herunterbeten: Ich halte wenig von künstlichen Call-to-Actions in Beiträgen: „Was meint ihr dazu? Schreibt es in die Kommentare!“
Das ist keine Einladung zum Dialog. Es ist ein Ritual ohne Wirkung! Und noch dazu eines, das Leser wie Kleinkinder behandelt. Das Menschen sagt, was sie tun müssen. Weil sie offenbar zu träge oder zu dumm dazu sind? Auf Landingpages oder bei begründetem Interesse machen CTAs Sinn, in normalen Postings verzichte ich darauf, auch wenn das Traffic und Conversion vermeintlich schadet.
Ich finde: Wenn ein Beitrag Substanz hat, antworten Menschen von selbst – leise oder sichtbar, aber immer freiwillig.
Wirkung entsteht aus Klarheit, Reife, Resonanz.
Nicht aus Aufforderung.
Was bleibt
Wenn alles automatisierbar wird, bleibt das, was nicht reproduzierbar ist:
Persönlichkeit.
Resonanz.
Orientierung.
In einer Welt des Dauerrauschens bleibt am Ende der Manager hörbar, der Klarheit gibt und Präsenz zeigt, wenn es zählt.



